Yara 22 – Von der Pfanne ins Feuer
Nach viel «Flüsterflüster» und «Psswsswss» und «Chsschhhahhhchsch» wachte ich wieder gerädert auf.
Die Karawane verspätete sich. Tristan besprach sich mit den Offizieren, doch sah er irgendwie sehr besorgt aus.
Es ging wohl um die Karawane, konnte Cinar schon von weitem hören, sie hätte schon vor mehreren Stunden hier eintreffen sollen.
«Was ist denn mit der Karawane?»
«Ach gut, ihr seid wieder wach! Wir warten immer noch auf die Karawane. Sie sollte eigentlich schon längst hier sein, ich mache mir langsam wirklich Sorgen.»
«Gibt es Späher in der Gegend? Haben die vielleicht etwas von der Karawane zu berichten?», wollte Cinar wissen.
«Ja, aber von denen haben wir auch noch nichts über die Karawane gehört. Östlich von hier scheint alles ruhig zu sein.»
«Ich habe eine Ahnung, worauf das hinausläuft», stöhnte Tappser. «Wir sollen sicher der Karawane entgegen gehen oder?»
«Ihr habt es erfasst!», Tristan schien fast erleichtert. «Ich würde euch bitten, der Karawane entgegen zu gehen. Sie nehmen den gleichen Weg wie wir damals, hier bei der Belagerungssituation kommen wir eh nicht weiter. Kann ich mich auf euch verlassen?»
«Natürlich!», so bin ich, immer hilfsbereit.
Wir folgten also dem Hauptweg zurück Richtung Osten. Es schien niemand hier vorbeigekommen zu sein. Fussspuren sahen wir keine, auch hörten wir nichts. Nach ein, zwei Stunden Marsch hörte Tappser ein Geräusch. Es klang wohl wie Schlagen auf Eisen. Er erzählte uns davon. Wir sollten wohl besser vorsichtig sein. Bestenfalls hatte da jemand eine mobile Schmiede aufgebaut, schlimmstenfalls waren es Kampfgeräusche. Der Tabaxi schlich sich etwas vor, als wir die Geräusche auch wahrnehmen konnten. Sie taten weh in meinem übermüdeten Kopf. Es waren tatsächlich Kampfgeräusche. Ohne Ploppen.
Hinter einer Biegung sahen wir einen verbarrikadierten Weg. Dahinter Planwagen, Zivilisten, Soldaten und Orks. Von der Zahl her sah es relativ ausgeglichen aus. Wir durften wohl wieder das Zünglein an der Waage spielen. Wow, der Schlafmangel machte mich langsam zynisch.
Mitten im Kampfgetümmel stand eine Dragonborn, die sich gut zu schlagen schien. Drei Orks standen um die komische Echse herum, aber sie schien sich gut dagegen behaupten zu können. Tappser rannte hin und hilft, die drei Orks zu besiegen. Wow, zum Ende hin streckte sie sogar drei Orks fast gleichzeitig nieder!
Ich rannte hin und hüpfte vor ihr auf und ab, klatschend und «grossartig, grossartig!» rufend. Sie beäugt meine Tierchen hungrig, doch bevor sie auf die Idee kommen konnte, sie als Mittagessen zu verspeisen, liess ich die zwei in meine Tasche huschen.
Eine Wache der Karawane erzählte uns von einem Hinterhalt.
Ich stand immer noch vor der echsenhaften Kreatur, die Eule hiess, wie ich erfragen konnte. Ich versuchte, ihre Wunden etwas zu heilen. Dafür musste ich sie berühren, was sie mir erlaubte. Leider war ich so übermüdet, dass ich mich gar nicht richtig konzentrieren konnte und nur so halbgar heilte. Doch besser als gar nichts.
Eule war eine Monsterjägerin, erfuhren wir auf der Rückreise. Die dauerte ein paar Stunden, da konnten wir die Zeit nutzen, um uns alle ein bisschen besser kennen zu lernen. Sie war in einem Wald südlich aufgewachsen, davor konnte sie sich an nichts erinnern. In Sundabar wurde sie von einem Bauern angeheuert, um für ihn Bären zu jagen. Ich erzählte ihr ein wenig von unseren seltsamen Begegnungen in Sundabar und Umgebung. Nachdem sie dem Bauern geholfen hatte, heuerte sie für die Karawane als Schutzdienst an.
Als wir wieder zurück im Lager der Schildsterne waren, wurden die Vorräte erst mal aus den Planwagen umgeladen. Es waren auch brennbare Ölfässer, Sprengstoff und drei Trebuchets dabei.
Doch der guten Nachricht, dass wir die Karawane gefunden hatten, folgte sogleich die nächste schlechte Meldung: Hattusk, der Anführer der Orks war mit viertausend Orks vor Sundabar eingetroffen. Eigentlich hätte die Zitadelle Adbar dies melden müssen, doch kein Wort von dort. Hatte sich die Zitadelle mit dem Feind zusammengetan? Oder wurde sie von den Orks überrannt? Wir konnten nur spekulieren. Doch die Orks waren offensichtlich sehr gut vorbereitet. Leitern und Belagerungswaffen hatten sie zuhauf mit dabei. Somit war vorerst die Aufstockung der Vorräte für Nesmé auf Eis gelegt.
Dann meinte Tristan, dass eine Freundin uns suchen würde. Rhea! Ich rannte ohne Erklärung oder ein Wort des Abschieds los, um sie zu suchen. Tappser mir hinterher (und schnell überholend), fanden wir sie schliesslich an einem Feuer sitzend und mit zwei Wachen Karten spielend. Was auch sonst? Tappser manipulierte ihr Spiel so, dass sie verlor, während ich sie von hinten stürmisch umarmte. Wow, ihre Haare rochen total gut!
«Das ist Orangenshampoo», meinte sie.
«Wie kommst du hierher?», wollte Tappser wissen. Das hatte ich mich noch gar nicht gefragt, zuletzt hatten wir sie innerhalb der Stadtmauern gesehen. Wie ist sie der Belagerung entgangen?
«Ich bin Magierin und kann mich einmal pro Woche teleportieren. Ich habe den Auftrag erhalten, nach euch zu suchen und somit bin ich hier. Ich könnte gegen Bezahlung die Mitteilung erstatten, dass ich euch gefunden habe.»
Hä? Wenn sie eh den Auftrag hatte, würde sie doch von ihrem Auftraggeber bezahlt, oder? Wollte sie sich mal wieder doppelt bezahlen lassen? Also dumm war sie ganz sicher nicht, hihi!
Plötzlich traf sie ein Schneeball mitten ins Gesicht. Tappser hatte einen aus unserer bodenlosen Tasche geholt.
«Eine solche Bezahlung schwebte mir aber nicht vor!», empörte sich Rhea.
«Na dann reden wir nochmal mit Tristan»
«Fragt ihn gleich, ob er Gold hat für die Bezahlung, das könnte mir bei der Teleportation helfen!»
«Noch immer die Alte, was?», schmunzelte Cinar.
Ich nahm meinen Moosstab in die Hand und liess ein kleines Bäumchen wachsen. Dann schnippelte ich daran herum und reichte es ihr.
«Hier! Das Bäumchen könnte helfen, vielleicht wachsen da auch irgendwann Goldstückchen daran, es ist schliesslich magisch.»
Rhea kniff die Augen zusammen und musterte mich lange.
«Ja, ok!», sagte sie dann offensichtlich sehr zufrieden.
Ups, da hatte sie wohl meinen Witz nicht so ganz verstanden. Naja, lieber eine kleine Notlüge Notlüge sein lassen, als dass wieder Unfrieden zwischen ihr und Tappser entsteht.
«Lasst uns nochmal mit Tristan über die zu überbringenden Nachrichten reden.»
«Tristan, gute Nachrichten!», begann Tappser, «es scheint, als hätten wir hier eine Magierin, die sich in die Stadt teleportieren kann. Unsere Freundin Rhea hier scheint sich teleportieren zu können.»
«Das sind ja mal gute Nachrichten!», freute sich Tristan.
«Also, was die Katze euch sagen möchte; wenn ihr mich bezahlt, dann könnte ich eine Nachricht überbringen.»
«Ach komm, das hatten wir doch geregelt.» Cinar stupste sie an.
«Okay, das Geldbäumchen ist ja ganz schön.»
Tristan schrieb also diese Nachricht auf einen Brief, versiegelte ihn und übergab ihn Rhea. Diese machte sich damit aus dem Staub. Vor unseren Augen wolle sie sich nicht teleportieren, meinte sie. Hmmm….das würde ich aber zu gern sehen! Und Tappser offensichtlich auch, also schlichen wir ihr so leise wir konnten nach.
Auf einer Lichtung ausserhalb des Lagers wartete Rhea ein paar Minuten reglos. Dann gings weiter gen Westen, Richtung Moor. Dort rannte sie auf scheinbar unsichtbaren Wegen weiter. Das war mir zu kompliziert, ich konnte nicht wirklich folgen und einer meiner Stiefel blieb im Schlamm stecken.
Tappser nahm kurzentschlossen einen Unsichtbarkeitstrank und nimmt mich in Steinform mit. Wir hatten etwas den Anschluss verloren, doch konnte Tappser den Weg rekonstruieren. So folgten wir Rhea zu einer alten Eiche, wohinter sie verschwand. Warum musste sie genau dort teleportieren? Brauchte sie irgendwelche Essenzen oder etwas anderes Bestimmtes, das nur dieser Baum hatte? War das vielleicht ein Zauberbaum, der ihr überhaupt erst die Kraft der Teleportation verlieh? Oder war sie darin verschwunden?
Wir suchten eine ganze Weile, bis wir merkten, dass der Baum hohl war. darin sahen wir einen mit Holzdielen verstärkten Tunnel, der in den Boden führte. Also stiegen wir hinab. Also doch nix mit Magie. Jetzt tat es mir nicht mehr leid, dass ich ihr diese kleine Notlüge mit dem Bäumchen aufgetischt hatte. Nach einer ganzen Weile hörte Tappser Leute reden. In Diebessprache. Es ging wohl irgendwie um Nahrungsmittelverteilung, flüsterte er mir zu, dass sie rationieren müssten für die Anhänger der Gilde.
Bevor ich mich versah, ging Tappser da einfach rein und begrüsste die Diebe in ihrer Sprache. Sofort wurden Dolche gezückt.
«Könnt ihr stecken lassen.»
Irgendwie überredete Tappser sie dazu, ihn zumindest nicht gleich zu erdolchen. Ich bin mir fast sicher, dass diese Katze irgendwann mal wegen ihres losen Mundwerks entweder ihren Untergang, oder eine grosse Gefolgschaft finden wird.
Wir erfuhren, dass Rheas Orkfreund Goron die Stadt verraten habe. Goron stand am Pranger und wurde von der Gilde gerichtet. Den Tunnel durften sie natürlich nicht offenlegen, sie hatten ihn eigenhändig gebaut und der Gildenleiter würde ihn niemals der Stadtwache verraten. Über Vorräte würden sie sich keine Sorgen machen müssen (Hä? Hatte Tappser da nicht gerade etwas anderes gehört?). Einer der Diebe ging los, um den Anführer zu holen, da kam Rhea wieder aus einem Gang rausgeschossen. Ich sprang aus dem Stein heraus und bevor sie abermals verschwinden konnte, stellten wir sie zur Rede. Eigentlich wollte sie nur Goron helfen. Ihm sei der Verrat nur angehängt worden.
Der Chef der Diebesgilde stellte sich uns als Markus vor und reichte Tappser die Hand.
Dieser erklärte das Dilemma.
«Sundabar wird angegriffen, deshalb kommen daher vorerst keine Vorräte mehr»
«Moment, wie kamen denn Vorräte von Sundabar so schnell nach Nesmé?», wollte Markus wissen.
«Magie!», warf ich mysteriös ein.
Nach einigen Verhandlungen einigten sich Tappser und Markus auf 7,5% der Vorräte, um alles, was die Karawane dabei hatte durch den Tunnel zu schleusen. Unter der Bedingung, dass nur wir, die jetzt die Tunnel schon kennen, dies machen dürfen.
So ganz trauten wir diesem Markus nicht. Und Rhea wohl auch nicht. Im Geheimen verriet sie uns, sie vermute, dass Markus selbst wohl Nesmé verraten hatte. Er war der einzige gewesen, der Beweise für Gorons verrat hatte vorbringen können.
Als wir zurück ins Schildsternlager kamen, waren Cinar und Eule gerade dabei, einen Übungskampf zu beenden. Sie hatten wohl die meiste Zeit in der Tappser und ich weg waren miteinander geübt. Es sah relativ ausgeglichen aus mit einem leichten Vorteil auf Eules Seite aber ich konnte mich auch getäuscht haben.
Wir unterbreiteten Tristan unseren Plan. Richtig begeistert war er logischerweise nicht, dass die Diebesgilde die einzigen waren, die die Vorräte in die Stadt schaffen konnten und dann noch einen Teil davon abzwacken wollten. Doch was blieb ihm anderes übrig?
Nach einiger Planung, wie wir vorgehen würden, machten wir uns wieder auf den Rückweg in den Diebestunnel. Vor der hohlen Eiche stimmten wir uns noch einmal ab. All grossen Kreaturen guckten grimmig (Cinar, Eule). Kurz vor dem Ende des Ganges, wo er sich verbreiterte und in die Hohle mit vielen Abgängen überging, steinte ich mich wieder ein. Dann trafen wir auf ein paar Diebe und Markus. Sie unterhielten sich augenscheinlich wieder über Vorräte. Markus war nicht besonders begeistert davon, dass jetzt nochmal zwei Fremde mehr dabei waren aber er wollte auch niemanden abstellen, um beim Tragen der Vorräte in die Stadt zu helfen. Also was blieb ihm anderes übrig? Rhea stellte Cinar als geübten Schuldeneintreiber und Eule als Kopfgeldjägerin vor (was ja beides nicht mal wirklich soooo gelogen war).
«Nun, wir müssen nochmals verhandeln», begann Tappser, «Hauptmann der Schildsterne Tristan ist nicht gewillt, 7.5% abzugeben. Vielleicht gehen wir ins Büro und unterhalten uns dort nochmal darüber. Mehr als 5% geht nicht.»
«Es gibt nichts, was meine Freunde hier nicht hören dürften» und Markus machte eine ausladeden Geste zu seinen Diebeskollegen, «7,5%, sonst kriegt ihr die Tunnel nicht. So einfach ist das, Katze. Oder ihr schlagt etwas vor, dass die fehlenden Vorräte ausgleicht.»
«Ich hätte da tatsächlich ein paar Vorschläge, allerdings würde ich die wirklich ungern hier machen. Wir könnten ein paar Schutzbriefe organisieren, ein paar Aus-dem-Gefängnis-Freiheits-Karten sozusagen. Allerdings nur für einige wenige, wollt ihr das wirklich hier besprechen?»
Das wollte er dann tatsächlich nicht und er führte uns in ein recht karges Büro. Obwohl ich im Stein war, konnte ich alles erkennen und mithören. Doch der Zauber hielt nicht mehr lange, wurde Zeit, dass sich Tappser beeilte. Es folgten harte Verhandlungsgespräche, während derer Tappser mit dem Stein spielte und dummerweise aus Versehen fallen liess. Endlich einigten sich die beiden auf 5% und vier Schutzbriefe und verliessen das Büro. Gerade noch rechtzeitig!
Während Tappser und die anderen Markus draussen noch etwas hinhielten, musste ich mich erst eine kleine Minute sammeln. Durch das Rumspielen und Rumkullern war mir etwas grün um die Nase geworden. Doch dann durchsuchte ich in Windeseile den Schreibtisch nach Beweisen. Und wurde fündig. Aber wie!
Ich fand eine Abmachung zwischen Markus und Tiago Baenre! Dafür, dass Markus die Lager der Stadt verriet, würde die Gilde alles Eigentum der Stadtbewohner erhalten und ausserdem dürfe die Gilde Nesmé lebend verlassen. Jackpot!
Ich steckte den Brief und ein paar weitere Dokumente in Diebessprache ein. Doch die Magie des Steins war wohl für den heutigen Tag aufgebraucht. Mist. Doch ich kam irgendwie unbemerkt aus dem Büro raus, schlich mich um die Ecke und gab meinen Freunden Handzeichen (Markus stand mit dem Rücken zum Bürotunnel). Zum Glück kam Markus nicht auf die Idee, zurück ins Büro zu gehen, sondern wandte sich wieder seinen Gildenkollegen zu. Zur Sicherheit erschuf ich eine kleine aber laute Ablenkung und huschte um die Ecke zu den anderen. Nun konnten wir uns wieder zusammen auf den Weg ins Schildsternelager machen.
Dort angekommen gab ich die Beweise an meine Gefährten. Rhea hatte recht.
Wir brachten alles zu Tristan und weiter ging die Pläneschmiederei. Wenn wir nur wenige Vorräte mitnehmen würden, so als ersten Probedurchlauf, würde ich ein überlebensgrosses Abbild des Briefes erscheinen lassen, das so viele Diebe wie möglich lesen könnten. Mit etwas Glück würden sich dann die Diebe von Markus abwenden und die Tunnel würden uns gehören.
Also brachen wir nach einiger Zeit zum dritten Mal zum geheimen Tunnel auf. Tristan selbst und vier seiner hochrangigsten Offizieren begleiteten uns mit einigen Vorräten. Die Schildsterne warteten jedoch kurz vor der Haupthöhle darauf, wie sich dich Sache entwickeln würde. Wir wollten ja Markus nicht schon wieder gleich von Beginn an verärgern, indem wir noch mehr Fremden den Tunnel zeigten.
Etwa zwanzig Diebe befanden sich in der Haupthöhle. Rhea und noch weitere zehn kamen aus einer Seitengasse und jemand wollte Markus und drei seiner treusten Ergebenen her.
Tappser schwang seine Rede, während ich den Brief in Übergrösse über den Köpfen der Diebe erscheinen liess. Markus zweifelte natürlich dessen Echtheit an, doch ich hatte das Original noch dabei und zeigte es den nahe stehenden Dieben.
Diese waren ernsthaft interessiert und immer mehr scharten sich um mich, um das Originaldokument zu sehen. Einige zweifelten trotzdem noch.
Cinar ergriff das Wort und versprach jedem, der sich von Markus wegen dieser Sache abwandte, Unversehrtheit.
Da fing die Stimmung langsam an zu kippen.
«Du hast einen unserer Brüder verraten! Das geht nicht, ich bin raus!», rief einer, drehte sich auf dem Absatz um und ging. Immer mehr schlossen sich ihm an, bis nur noch eine handvoll Vertrauter und Markus dastanden. Doch kampflos würde Markus nicht aufgeben. Zum Glück standen Tristan und seine Gefährten um die Ecke und konnten uns tatkräftig unterstützen.
Im anschliessenden Kampf konnten wir Markus gefangen nehmen. Seine Gefährten wurden getötet.
Rhea bedankte sich bei uns. Ihr Freund Goron war wieder frei. Ich umarmte ihre Beine. Nun konnten wir endlich die Vorräte in die Stadt bringen (lassen).
«Und wie fühlt es sich an ein Held zu sein?», fragte Cinar Rhea schmunzelnd.
«Ach, seltsames Gefühl im Bauch. Reich für die nächsten Jahrzehnte.»
«Du bist natürlich immer noch willkommen in unserer Halle.»
«Darauf hatte ich spekuliert», immer noch die Alte.
Mit meinem Moosstab liess ich überall in der Höhle bunte Blümchen wachsen. Zum Trotz, weil Markus vorhin, als ich höflich gefragt hatte, nicht wollte.
Nun konnten wir endlich wieder nach Nesmé rein! Wir brachten die Vorräte in die Kaserne. Problematisch war jetzt vor allem die Versorgung. Sundabar war raus aus dem Spiel, da es selber belagert wurde (und schon so kaum sich selbst versorgen konnte, wie wir festgestellt hatten). Es waren zwar genügend Vorräte in der Kaserne angekommen, doch die Hallen leerten sich schon schnell wieder.
In der Kirche trafen wir wieder auf Bruenor, der sich sehr freute uns wohlauf zu sehen. Er hatte schon das schlimmste befürchtet. Überhaupt schien es in der Stadt sehr ruhig zu sein, dafür dass sie so stark belagert wurde.
Wir erstatteten Bruenor Bericht. Er nickte beeindruckt.
«Die Stadt vor dem Erfrieren gerettet, die Diebesgilde zerschlagen, Vorräte organisiert und den Verräter enttarnt. Ihr habt euch eure Nachtruhe redlich verdient.»
Wir hatten einen Helden beeindruckt. Nicht schlecht!
Endlich konnten wir unsere Hallen wieder betreten. Eule luden wir natürlich auch ein, so gut wie sie heute die ganze Zeit gekämpft und unterstützt hatte. Sie war sehr erstaunt über das Portal doch folgte uns dann sogleich hinein.
Nehil und Tapsi freuten sich auch unglaublich, uns zu sehen.
«Wir sitzen hier jetzt zwischen den Fronten, wenn man das so sagen kann», war Nehil besorgt.
Während Eule schon wieder auf dem Weg nach draussen war, um sich einen Schlafplatz zu suchen, versuchten wir ihr die Sache mit dem Essen hier zu erklären. Da streckte sie ihren Kopf doch nochmal um die Ecke.
«Essen? Wo?»
Wir zeigten ihr die Küche und schlugen uns auch die Bäuche voll. Dann nahmen wir uns unseren wohlverdienten Schlaf.
Die Stimmen waren so laut wie noch nie zuvor. Ich verstand aber einfach nicht, was sie mir sagen wollten. Es nervte einfach nur noch. Mielliki steh mir bei!
Wir wollten den nächsten Tag nutzen, um zu helfen Vorräte in die Stadt zu schaffen. Wir hatten den Dieben versprochen, die Tunnel geheimzuhalten. Nur Tristan und sein engstes Gefolge wusste von ihnen.
Im Schildsternlager redeten Drizzt (der die ganze Zeit dort geblieben war) und Tristan gerade miteinander. Sie schienen etwas weniger bedrückt als noch am Vortag. Ich fühlte Drizzt etwas auf den Zahn, ob wir ihm die Tunnel zeigen konnten. Ich befand ihn als vertrauenswürdig. Immerhin war er ein Champion Mielikkis.
Mit Rhea besprachen wir uns, ob wir es wohl schaffen würden, mit der Diebesgilde einen Pakt auszuhandeln, dass sie uns die Tunnel überlassen würden. So könnten wir Truppen und alles Weitere unbemerkt in die Stadt bringen. Die Diebe könnten in Zukunft angesehene Leute werden und als Helden der Stadt gefeiert werden.
Rhea bestätigte uns, dass die Diebe wohl ein schlechtes Gewissen hätten, da der Verräter aus ihren Reihen kam. Goron war der stellvertretende Leiter von Markus gewesen, musste dann aber als Sündenbock herhalten. Wir sollten wohl am besten das Gespräch mit ihm suchen.
In den Tunneln herrschte geschäftiges Treiben. Goron hatte tatsächlich die Führung übernommen und hielt sich in Markus ehemaligem Büro auf. Wir waren alle relativ einer Meinung. Auch wenn die Diebe der Stadt nicht immer wohl geneigt waren, wäre es doch von Vorteil den Tunnel offen zu legen. Wir sollten ihnen Zeit lassen, alles auszuräumen, sodass bis zum nächsten Morgen alles vorbereitet werden konnte. Goron wollte sich auch bei uns melden, sollte etwas dazwischen kommen.
Drizzt und Tristan freuten sich über die guten Nachrichten. Nur noch bis zum nächsten Tag warten, dann sollte die Verstärkung aus Neverwinter auch ankommen. Tristan bat uns, uns Sundabar anzusehen. Eine Einschätzung der Situation vor Ort aus erster Hand konnte nicht schlecht sein.
Meine Beine waren schon lange immun gegenüber der Müdigkeit. Jedes Mal waren es fast zwei Stunden Weg bis zur Stadt. Am frühen Nachmittag waren wir wieder in Nesmé. Als wir dort auf die Strasse hinaustraten, kam uns eine aufgeregte und nach Luft hechelnde Wache entgegengelaufen.
«Wir brauchen Hilfe an der Front! Der Nordwesten! Sie sind mit Belagerungsgeräten angerückt, wir werden beschossen!»
Und er rannte voraus. Wir ohne viel zu überlegen hinterher.
Drei Trebuchets standen vor dem nordwestlichen Tor der Stadt. Und die Kämpfe waren schon in vollem Gange, als wir dort ankamen. Dreier Orks entledigten wir uns, doch dahinter stand ein Frostriese im Weg. Plötzlich stürmte Bruenor aus dem Getümmel und stürzte sich auf den Riesen. Mit vereinten Kräften schlugen wir auf ihn ein. Nachdem er schon einige Schläge hatten einstecken müssen, brüllte Tappser plötzlich:
«Bruenor! Schild hoch!» und er rannte auf ihn zu, sprang auf seinen Schild und dem Frostriesen mitten ins Gesicht, wo er seine Dolche drin versenkte. Der Riese fiel wie ein gefällter Baum.
Nun konnten wir uns auf die Trebuchets konzentrieren und schnell kaputthauen.
Dann hörten wir plötzlich laute Flügelschläge. Als wir uns umdrehten, sahen wir einen weissen Drachen, der sich auf die nördliche Mauer Nesmés stürzte und zerstörte.
Schnell zerbrach die Front auf unserer Seite. Wir mussten uns hinter die Mauer zurückziehen. Schnell!
In der Stadt konnten wir schon das Feuer riechen. Und das Chaos sehen. Als wir um die Ecke bogen zeigte sich uns ein Bild der Zerstörung. Alles brannte, die Gegner waren in die Stadt eingedrungen. Dunkelelfen, Orks und Stadtwachen kämpften schon verbissen gegeneinander. Blut und Eingeweide bedeckten die Strassen. Und überall Feuer.