Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 15 – Weisse Yuletide

Der kalte Wind peitschte durch meine Haare, was für ein herrliches Gefühl, auf einem Greifen zu reiten! Mit den Greifenreitern flogen wir hinauf in die Netherberge, danach wollten wir alleine weiterreisen. Die in der Ausbildung befindlichen Greifen begaben sich logischerweise nicht weiter nach Norden ins Kriegsgebiet. In den späten Nachmittagsstunden des vierten Tages sahen wir, dass die ganzen Berge von dickem Schneegestöber umgeben sind. Auch wir geraten in den Schneesturm. Er fühlte sich wie Nadeln auf der ungeschützten Gesichtshaut an und ich zog meinen schönen Zaubermantel dichter um mich. Jeder unserer Gruppe sass zum Glück mit einem erfahrenen Greifenreiter auf einem Tier, doch auch sie hatten Schwierigkeiten, den Kurs zu halten.
Irgendwann meinte der vorderste Reiter auf dem Alphatier, dass wir es wohl nicht bis zur Bergspitze schaffen würden.
Also suchten die Reiter einen Ort, an dem wir landen konnten und beschrieben uns den Weg bis zur Spitze. Wir landeten auf einem kleinen zugefrorenen See. Vor lauter Sturm konnte man kaum die Hand vor Augen sehen.

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Wir sollten dem natürlichen Pfad nach oben folgen, bis wir zu einer markierten Höhle kämen, die durch die Berge führe. Auf der anderen Seite wären wir dann schon so gut wie in Sundabar.
«Viel Glück!», verabschiedeten sich die Greifentrainer von uns.
«Und lasst euch nicht von Ghulen fressen!», rief Tappser ihnen noch nach, doch das hatten sie wohl schon nicht mehr gehört.
Im Schneegestöber kaum erkennbar suchten wir uns langsam den Weg nach oben. Noch konnte man durch den Schnee waten aber ungefährlich war es nicht.
«Wir sollten uns besser aneinander knüpfen», meinte Tappser. Gute Idee!
Mit einem langen Seil sicher aneinander befestigt, stapften wir durch den immer tiefer werdenden Schnee. Mir ging er schon bis zur Brust, kam kaum vorwärts. Direkten Blickkontakt zum jeweiligen Vordermann konnte man vergessen in der eisigen Schneesturmhölle. Cinar erbarmte sich meiner und steckte mich eingesteint in seine Brusttasche. Tappser trug Nehil auf dem Arm, dem das sicher gut gefiel (seinen sicherlich zufriedenen Gesichtsausdruck konnte ich ja leider nicht sehen).
Cinar ging (mit mir) voran. Wir kämpften uns echt gut durch und wenn Cinar nicht mehr weiter wusste, entsteinte ich mich, um so einfacher den richtigen Weg weisen zu können. Wir schafften es sogar, dem Weg einigermassen zu folgen. Doch je später es wurde, desto weniger konnten wir erkennen, vor allem, nachdem die Abenddämmerung eingesetzt hatte. Der Gipfel war immer noch nicht in Sichtweite.

Ich sprang aus Cinars Tasche und wir warteten kurz auf die anderen. Dann schlug ich vor, dass wir uns eine Höhle für die Nacht entweder graben oder suchen sollten, damit wir diese auch einigermassen warm überstehen könnten. Auch Tappser schlug eine Rast vor und beschrieb uns eine Felskluft in einer steilen Wand, die er gerade noch so erkennen konnte. Eine kleine Höhle.
Bald schon sahen wir alle, wovon Tappser gesprochen hatte. Die Höhle war leer und nicht sehr tief. Vielleicht zwanzig Meter. Es war zwar kalt aber der Winddruck fiel von uns ab und es fühlte sich jedenfalls weniger kalt an, als draussen. Es war sauber und sah auch nicht so aus, als ob dort irgendetwas oder jemand hauste.

Bei den Vorbereitungen fürs Nachtlager nahm Tappser plötzlich einen kleinen, sehr schön bemalten aber zerbrochenen Spielzeugsoldaten aus seiner Tasche. Diesen hätte er draussen im Schnee gefunden, meinte er. Irgendwelche distinktiven Merkmale waren nicht daran zu erkennen. Komisch, sonst wollen sich Hersteller von so schönen filigranen Dingen doch immer daran verewigen. Es war einfach ein schöner Nussknackersoldat aus Holz mit schwarzer Kappe und roter Jacke.
Cinar und ich durften die erste Wache halten. Vor dem Höhleneingang ist nichts zu erkennen. Der dichte Schneesturm und die Dunkelheit sehen aus wie eine schwarze Wand. Unsere Schicht verging ohne Zwischenfälle. Dann übernahmen Tappser und Tara.

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Als so langsam die ersten Sonnenstrahlen auftauchten und das Schneegestöber ein kleines Mü weniger wurde, sahen die beiden kleine Silhouetten vor sich im Schnee. Tappser konnte erkennen, dass draussen ziemlich viel abzugehen schien. Er hörte auch leises Quieken und ein Geräusch, wie… das Aufeinanderschlagen von Besteck?
Tappser ging hinaus und es offenbarte sich ihm eine surreale Szene:
Er hörte ploppende Geräusche und eine Erbse flog an ihm vorbei. Es war eine riesieg Schlacht im Gange zwischen Mäusen und … Nussknackerspielsoldaten.
Tara weckte uns auf und beschrieb in knappen Worten, was draussen vor sich ging. Wir gingen alle raus und ich setzte mich erst mal auf den Hosenboden, so sehr musste ich lachen.

Doch dann offenbarte sich uns der Ernst der Lage: Einer der Spielzeugsoldaten wurde von Mäusen zerknabbert und zerbracht mit einem leisen Knacken. So viel Gewalt, so wenige Geräusche!

«STOPP!», brüllte ich und die Schlacht hörte kurz auf, alle hielten inne.
Ausser Tappser, der stampfte noch kurz eine Maus in den Schnee und sammelte einen kleinen Soldaten ein, den er auf einen Stein setzte.
«ICH WILL WISSEN, WAS HIER LOS IST!», schrie ich weiter.
«Keine Zeit zu reden!», herrschte mich eine Maus an. «Wir müssen weiterkämpfen, wir kämpfen schon unser Leben lang. Die Soldaten kommen von Väterchen Frost und der ist böse! Wir haben keine Zeit zum Reden, wir müssen weiterkämpfen!»
Cinar hob einfach den nächsten Nussknacker auf und warf ihn Tappser hin, der ihn in unserer unendlichen Tasche einfing.
Ich war total verwirrt. Wer kämpfte warum gegen wen? Meinen magischen Stein hatte ich doch von Väterchen Frost bekommen! Warum war der jetzt plötzlich böse? Das verstand ich nicht.
Tara warf die nächsten drei Nussknacker in unsere unendliche Tasche.
Auch der Kampf ging derweil weiter. Soldaten starben, aber die Nussknackerschützen, die über dem Höhleneingang auf der Klippe standen töteten im Gegenzug einige Mäuse. Die Mäuse unten rafften alle unten stehenden Soldaten dahin. Und jubelten.
Dann sahen alle bis auf Tappser, der zu beschäftigt war, Mäuse in den Schnee zu stampfen, ein kleines Lichtlein auf uns zufliegen. Und ein kleines Stimmlein ertönte:
«Was tut ihr da? Was tut ihr da?! Hört auf, die Diener des Väterchen Frost zu stehlen! Sie kämpfen gegen Krampus› Schergen!»
«Und wer bist du denn jetzt?», wollen wir wissen.
» Ich bin die Zuckerfee, eine Gesandte von Väterchen Frost. Ich kam etwas später zu diesem Kampf und sehe, die Mäuse haben gewonnen! Väterchen Frost wohnt am Nordpol, wir wollten eigentlich hier Geschenke austeilen und nun sind die alle beim Mäusekönig!»
Aha! So wurde da ein… Nikolausstiefel draus.
«Gut gemacht, Leute, verteilen!», hörten wir noch und die unteren Mäuse verschwanden im Gestrüpp. Die Oberen rafften noch drei verbliebene Nussknackersoldaten dahin.
Tara sammelte den letzten noch ein, während Tappser sich um ein paar Mäuse kümmerte, die nun anfingen, an ihm hochzukrabbeln. Doch gegen Tappser hatten sie natürlich keine Chance.

Nachdem der Kampf vorbei war, konnten wir uns in Ruhe mit der Fee unterhalten, die wir nicht unterschätzen sollten. Väterchen Frost brachte jedem Kind in seinem achten Lebensjahr, am kürzesten Tag des Jahres ein Geschenk. Bislang glaubten wir wohl alle nicht wirklich an ihn, den Gesichtern meiner Gefährten nach zu urteilen. Es gab ihn also wirklich? Waaas?!?
Die Nussknacker waren hier unterwegs, um ein Kind zu beschenken, als die Schergen von Krampus den Geschenkesack stahlen.
Der Mäusekönig hatte den Sack nun. Das ging natürlich gar nicht! Einem kleinen Kind sein Geschenk stehlen!
Wir versprachen der Zuckerfee, ihr bei der Wiederbeschaffung der Geschenke zu helfen.

Also liessen wir uns von der Fee führen, die uns schnurstracks zu einer Klippe führte, auf der der Mäusekönig sass. Der liess sich natürlich nicht so einfach zur Herausgabe des Geschenkesacks überreden. Der war wohl ein wichtiges Artefakt, da er die Geschenke erschuf. Man konnte aus ihm herausholen, was man sich vorstellen konnte, erklärte uns die Fee. Dann war es ja umso wichtiger, dass wir dem Mäusekönig den Sack wieder entrissen! Nicht auszudenken (im wahrsten Sinne), was er da rausholen würde.

Der Mäusekönig war natürlich nicht sehr erfreut über unser Eintreffen. Als Tappser auf ihn zurannte, ergriff er aber schnell die Flucht, wild fluchend. Tappser rannte weiter und steckte eine der Mäuse in die unendliche Tasche.
Plötzlich spürten Tara, Tappser und ich einen Biss von unseren Nagetierchen! Sylvie! Was war in sie gefahren?! Sie sprang aus meiner Tasche raus, doch ich benutzte meinen Stab, um sie mit ein paar kleinen starken Ranken zu fesseln und steckte sie wieder in meine Tasche.
Der Mäusekönig rannte weiter die Klippe hinauf.
Auch Tara nahm ihr Tierchen aus dem Schnee auf und hielt Edgar gut fest. Zum Glück konnte sie auch einhändig zaubern.
Tappser sammelte weiter fleissig Mäuse ein und rannte ihrem König hinterher. Ein paar Mäuse schafften es, ihn zu umzingeln und bissen zu.
Gleichzeitig zückte der Mäusekönig sein Schwert und liess einen Schneeball auf Cinar los.
«Du hast es nicht anders gewollt!», rief er, als Cinar mit seinem Schwert auf den König und so seinen Kampfeswillen zeigte. Tat wohl ganz schön weh, von so einem Schneeball getroffen zu werden.
Ich fesselte unterdessen die beiden Tierchen meiner Gefährten, Zora und Edgar und steckte alle in die Tasche. So hatte auch Tara wenigstens wieder beide Hände frei und unsere Fellnasen konnten weder sich noch uns was zuleide tun. Mit Sylvie hatte ich danach noch ein Wörtchen zu reden!
Cinar und Tappser waren nun beide oben beim Mäusekönig. Doch der war relativ ungeschickt und traf sie mit seinen Schlägen nicht. Naja, jedenfalls Cinar nicht. Tappser sah nach dem Schlag etwas bedeppert aus.
Ich rannte schnell so nahe ran, dass ich Tappser mit einer magischen Barriere schützen konnte.
Zum Glück konnte Cinar den Mäusekönig nun ordentlich verletzen, doch die zwei verbliebenen Mauswachen setzten sich sofort an seine Fersen und bissen zu.
Tappser, durch meine Heilung wieder etwas zu Kräften gekommen traktierte den König mit seinen Dolchen, der wieder das Schwert schwang, aber Cinar ins Visier nahm.
Ein bisschen Heilung und noch ein paar Schläge später schaffte ich es tatsächlich mit meinen Guiding Bolt dem Mäusekönig seinen einen Arm abzufetzen. Leider nicht den Schwertarm.
Cinar schnitt ihm mit seinem nächsten Hieb tief ins Fleisch. Sehr tief.
Mit einem letzten Aufbäumen schaffte es der König aber trotzdem nochmal, Tappser ordentlich eine reinzuhauen.
Ein wenig konnte ich zum Glück noch gegenheilen.
In einem phänomenal kopfdurchdringenden finalen Schlag rammt Tappser dem Mäusekönig seinen Dolch von unten in den Kopf, bis die Spitze aus der Schädeldecke wieder hervorkam. Unser Gegner zerfloss zu einer teerartigen Flüssigkeit.
Zurück blieben nur sein Schwert, Mantel und… der Beutel!

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Unsere Tierbegleiter in meinem Beutel waren nun plötzlich ruhig. Ich befreite sie alle von den Ranken und gab sie ihren rechtmässigen Partnern zurück. Sie sahen alle sehr peinlich berührt aus und ich beschloss, Sylvie nicht damit zu belästigen. Ab und zu konnte ich sie ja damit ein wenig aufziehen.
Nun kamen auch Nehil und die Zuckerfee angerannt und angeflogen.
Ich hob den Geschenkesack auf und gab sie der Zuckerfee zurück.
«Können wir euch noch um einen kleinen Gefallen bitten? Wir wollten dem Kind das GEschenk geben, können jedoch das Haus nicht betreten, da Krampus einen Bannzauber darum gelegt hat. IHr solltet das Haus aber betreten können.»
Diesen Wunsch würden wir ihr natürlich gerne erfüllen. Die Fee erklärte uns noch, wo das Haus stand.
«Doch wie erkennen wir, was wir dem Kind geben sollen?», fragten wir ratlos. Das war eine grosse Verantwortung!
«Ach, das entscheiden auch wir immer vor Ort, kein Druck! Aber es gestaltet schon die ganze Zukunft des Kindes!»
Kein Druck, my ass! Toll…
Tara erkannte die blaue Robe des Mäusekönigs als eine, die Resistenz gegen Kälteschaden verlieh. Gerne überliessen wir ihr diesen. Das Schwert des Mäusekönigs steckte Tappser ein.

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Jetzt hatten wir nur noch eineinhalb Stunden Zeit, um das Geschenk bei dem Kind abzugeben! Wir beeilten uns und trafen schliesslich bei einem sehr heruntergekommenen Haus ein. Tappser fand hinter dem Haus einen kaputten Schlitten und ein leeres Rentiergehege. Wenige Strohballen lagen auch herum.
Im Haus drinnen brannte der Kamin. Ansonsten ist es sehr spärlich eingerichtet; ein Doppelbett, eine verschlossene Truhe und einen Schreibtisch, ausserdem eine winzige Küche befanden sich alle in einem Raum. Überall lag eine dicke Staubschicht. Es sah generell relativ verlassen aus.
Tappser bemerkte, dass alles so aussah, als wäre es aber trotzdem bewohnt, trotz des vielen Staubs überall.
Cinar näherte sich dem Bett und stellte fest, dass es gut sein konnte, das ein achtjähriges Kind hier wohnte. Es lag Bettzeug für einen Erwachsenen und ein Kind darauf.
Irgendwie kam mir das seltsam vor und ich streckte meine Fühler aus. Ich spürte, dass zwei Zauber aktiv waren. Einer lag auf der Gegend selbst, ein Bannzauber, wie wir schon von der Zuckerfee erfahren hatten. Der andere lag auf uns! Eine Art…Illusionszauber, wodurch wir zwar die reale Welt wahrnahmen, nur sehr verzerrt. Das könnte die dicke Staubschicht erklären! Vielleicht war die gar nicht da, vielleicht sollten wir einfach nicht von den Bewohnern des Hauses gesehen werden, wir waren ja schliesslich im Namen Väterchen Frosts unterwegs und dessen Existenz sollte ja trotz allem eine Legende bleiben.
Cinar guckte in die Truhe und fand Zeltheringe und einen Eispickel.
Auf dem Tisch lag eine kleine Notiz, mit Buntstift geschrieben:

Tut mir leid Papa, dass ich dein Schwert genommen habe. Wenn der Schnee schmilzt, werde ich es dir sicher wiederbringen.

In der Küche konnten wir Sauerkraut, frische Milch, Trockenfleisch und ein altes Kochbuch finden.
Tara sah sich, durch die Hintertür gehend, draussen noch einmal um. Im Rentiergehege war Platz für zwei erwachsene Tiere und ein Junges. An der Aussenwand lehnten eine Säge, eine Axt und ein zerbrochenes Holzschwert und -schild. Hm, irgendwie nicht wirklich brauchbare Hinweise, was dem Kind am meisten nützen könnte auf seinem weiteren Lebensweg.
Ich sah mich drinnen nochmal um. Im Regal lagen Geschirr, Kerzen, ein Werkzeugkasten und viele Bücher. Oho! Ein relativ unscheinbares Buch fiel mir in die Hand, das sich als Tagebuch entpuppte:

Buch von Tristan Lubin

Liebes Tagebuch,
ich habe mich heute entschieden. Wenn ich groß bin, werde ich Papas Arbeit hier oben übernehmen. Ich kümmere mich um unseren Lebensunterhalt und versorge ihn. Der Wald ist noch reich an Bäumen. Da wird für mich noch genügend übrig bleiben. Außerdem habe ich im Sommer ja einige Tannen eingepflanzt. Eines Tages werden sie stattliche Bäume sein.
Papa meint ich solle später von hier fortgehen, in die Stadt. Aber ich will ihn nicht verlassen. Natürlich wäre das auch schön. Vielleicht kann ich dort ein Ritter werden! Dann würde ich auch gegen Drachen, Orks und Monster kämpfen, wie Papa einst. Aber dann kann ich nicht mehr bei ihm sein. Hier oben gibt es viele gefährliche Tiere. Noch beschützt er mich vor ihnen. Aber Papa hat selbst gesagt er wird älter. Irgendwann werde ich ihn also beschützen müssen.

Hm, das war ja schonmal ein Hinweis. Der kleine wollte also Ritter werden! Was für ein nobler Berufswunsch!

Auch auf dem Nachtschrank lag ein vielgelesenes Buch: Die Kunst des Krieges. Viele Zeilen darin waren mit Buntstift unterstrichen. Der meinte es wohl richtig ernst damit!
Am Kamin hing eine rote Socke mit einer Stickerei. Darüber eine grosse Plattenbrust, worunter sich ein leerer Schwerthalter befand. Das Schwert hatte der Junge sich also ausgeliehen.
Zuletzt schauten wir uns noch den Schreibtisch an. Darauf befanden sich ein Tintenfass, drei Kerzen und eine Urkunde als Hauptmann der Agbar Division. Wohl die des Vaters. Das Kind hatte wohl ein gutes Vorbild! Auf dem Schreibtisch fanden wir noch ein Buch:

Buch von Johann Lubin
Mein kleiner Tristan hat heute beim Spielen sein Holzschwert zerbrochen. Er war am Boden zerstört. Als ich ihm jedoch sagte, dass er wohl wirklich stark geworden sein muss, dass ein Übungsschwert seine Schwünge nicht mehr aushält, wichen seine Tränen aber wieder einem Lächeln. Er wird einmal ein guter Ritter. Nur soll er sich nicht an mich binden. Ich wünsche mir, dass er seinen eigenen Traum lebt.
Seit einigen Tagen zeichnet Tristan sehr viel. Gerade während des Schneesturmes hat er viel Zeit vor dem Schreibtisch verbracht. Seine Bilder können sich dabei wirklich sehen lassen. Natürlich sind es Kinderzeichnungen doch er scheint Talent zu haben. Das muss er von dir haben, Maria.

Nun hatten wir gerade noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang genug gefunden, um uns für ein Geschenk zu entscheiden:
Wir entschieden uns für eine magische Waffe, die sich dem Kind anpassen sollte. Vorerst würde sie stumpf sein, bis er reif genug ist, sie auch richtig zu benutzen. Ausserdem sollte sie immer die Form annehmen, die er gerade am dringendsten braucht und nicht von jemandem unreinen Herzens geführt werden können. Grundsätzlich sieht sie aber aus wie ein Schwert. Mit einer seitlichen Gravur des Vaters, der das Kind umarmt, damit er sich immer daran erinnern würde, wofür er kämpfte. «Die Klinge des Beschützers» sollte die Waffe heissen und wir legten noch einen kleinen, ihre Wirkweise erklärenden Zettel daneben. Nicht, dass der Junge die Waffe gleich fortwerfen würde, wenn er ihre vorübergehende Stumpfheit bemerkte.
Wow, das war ein sehr gutes Geschenk, wir konnten wirklich stolz auf uns sein!

Wir verliessen die Hütte und machten uns auf den Rückweg zum kleinen Gipfel, wo wir wieder auf die Zuckerfee und Nehil trafen. Ich streckte der Fee den Geschenkebeutel entgegen und einige Minisoldaten nahmen mir diesen ab. Die Fee hatte in der Zwischenzeit einen hübsch geschmückten Baum aufgestellt und ein paar Schneemänner gebaut. Es sah richtig hübsch, festlich und winterlich aus!
«Ich kann euch gar nicht genug danken! Ohne euch wäre das Fest für den Jungen nichts geworden! Es entspricht zwar nicht ganz den Regeln und Väterchen Frost sollte davon wohl besser nichts erfahren, aber zum Dank kann ich euch einen Wunsch als Gruppe erfüllen. Und es muss nicht etwas sein, das aus dem Geschenkesack kommt, ich kann euch auch Immaterielle Wünsche erfüllen.»

Wow! Wow wow wow! Wir waren erst mal alle sprachlos…und dann redeten alle wie wild durcheinander. Jeder hatte seine eigene gute Idee, doch wir mussten alle Eventualitäten bedenken.
Schliesslich, nach sehr sehr langem Überlegen und Diskutieren entschieden wir uns dafür, uns für ein «Amulett der Prächtigen Villa», das an uns vier gebunden war. Damit konnten wir überall eine Villa erschaffen, wobei das Haus einen normalen und einen rückwärtigen Eingang hatte. Den Hintereingang konnten wir überall hinstellen, der andere war dort, wo das Haus stehen würde. Jeder von uns konnte das Amulett zu sich rufen und die Villa erstellen, auch ohne magische Begabung.

Bild von StockSnap auf Pixabay

Während wir uns noch bei der Fee bedankten, begann die wohlige Zauberwärme um uns langsam zu weichen. Auch die Zuckerfee und die Nussknackersoldaten lösten sich langsam auf.

Der Winterzauber war vorbei.
Wir begaben uns in unser neues Haus und genossen dort die Wärme.



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