Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 13 – Wo ist das Vampirnest?

Der nächste Morgen im Farmhaus brach an. Wir unterhielten uns über unser nächstes Vorgehen. Sollten wir alleine gegen einen mächtigen Vampir vorgehen?
Tappser wollte gerne die Stadtwachen davon in Kenntnis setzen. Vielleicht hatten die noch jemanden an der Hand, der Erfahrung mit Vampirbekämpfung hatte. Doch zusammen würden die Wachen uns wohl am ehsten glauben.
Also auf zurück nach Loudwater. Wir wollten gut vorbereitet sein. Auf dem Weg dahin fielen Tappser und Cinar auf, dass aus Richtung Nordosten zwei Greifenreiter in die Stadt flogen. Wow, Greifen!

Als wir vor den Stadtmauern standen fiel den beiden noch mehr auf: zu den normalen Stadtwachen, von denen Tappser eine schon relativ gut kannte, waren noch eine ranghöhere Wache und zwei zivil gekleidete Personen gestossen, die nach etwas Ausschau zu halten schienen.
Tappser wollte wissen, was los ist und ging schnurstracks auf eine der Wachen zu. Doch nach all seinem Wirken hier traute diese ihm natürlich nicht über den Weg und verriet nichts. Da nützte alle Fragerei nichts. Immerhin erklärten sie uns, wo das Ratshaus war.
Dann deutete Tappser an, dass auch er letzte Nacht wohl fast verschwunden wäre. Das machte die Wachen stutzig und sie gaben uns noch den Tipp, mit dem Kommissar zu reden, der ranghöheren Wache, die uns schon vorher aufgefallen war.
Unsere Katze zeigte diesem die Bisswunde des Vampirdieners und erzählte von der langen Nacht auf dem Baum und was sich da zugetragen hatte. Jetzt tauten die Wachen doch noch etwas auf. Offenbar wurde noch eine weitere Person seit letzter Nacht vermisst. Die zweite Nachtwache, die am Tor Schicht hatte…
«Habt ihr mal den Ghul aus der Stadtwache gefragt?», wollte Tappser neugierig wissen.
Der Kommissar schaute ihn verdutzt an: «Welchen Ghul?!»
Und Tappser beschrieb ihm die Ghulwache, die er in der Nacht zuvor gesehen hatte.

Bild von Marcel S. auf Pixabay

Danach machten wir uns auf zum Rathaus. Dieses war durchaus eindrucksvoll, genau, wie man es von Elfen erwartete. Es herrschte reger Betrieb, als wir die grosse Halle betraten.
Dort war eine Rezeption unter einer grossen Kuppel. Flure und Treppen gingen in alle Richtungen ab und hinauf.
Tappser und ich meldeten uns bei der Rezeption, um den Angriff des Vampirdieners zu melden. Die elfische Rezeptionistin reagierte mit schockierter Verwunderung und erklärte uns, wohin wir uns am besten wenden konnten. Sie wollte auch nachsehen, wer vom Stadtrat gerade verfügbar sei. Mit einer verzauberten Notiz schickte sie eine kurze Nachricht, woraufhin sie die Antwort (auf demselben Zettel) erhielt, dass Stadtrat Marek etwas Zeit für uns hatte.
«Die dritte Tür im linken Flügel auf der rechten Seite im ersten Obergeschoss.» Sooo einfach.
Zum Glück kannten sich die anderen mit grösseren Gebäuden aus. Vor dem besagten Büro benutzte Tappser seinen Ghulring. Drei Ghule konnte er in der Nähe erkennen: einen im Erdgeschoss, einen im Foyer und im Zimmer neben der Tür, vor der wir standen. Ghule im Stadtrat?!
Wir klopften an und traten ein.

Photo by Kelly Sikkema on Unsplash

Drinnen trafen wir aber nicht direkt auf Stadtrat Marek, sondern erst auf seine Sekretärin. Im Raum neben uns sei Stadtrat Ymir, meinte sie, Marek war im Büro gegenüber. Sie führte uns zu ihm und stellte uns vor.
Marek war ein etwas fülligerer Menschenmann mit langem, braunem Bart. Tappser fiel wie immer mit der Tür ins Haus und wollte sofort Stadtrat Ymir vorgestellt werden, da sich ein Ghul in seinem Zimmer befinden sollte und er um dessen Wohlergehen besorgt war (gut gespielt, Katze!). Im gleichen Atemzug erzählte er Marek, dass es auch innerhalb der Stadtwache Ghule gab.
«Das ist immer ein heikles Thema», meinte Marek, «doch nachgehen sollte man dem trotzdem. Natürlich mit Fingerspitzengefühl, man will ja keine Revolution anzetteln.»
So weit war es mit der Elfengesellschaft schon gekommen. Ghule innerhalb der Stadtwachen!
Dann erzählte Tappser von seiner nächtlichen Begegnung und zeigte Marek seine Bisswunde.
«Sehr beunruhigend», meinte dieser.
Weiter erzählte Tappser von den Echsenmeschen in der Ruine.
«Darüber solltet ihr euch auch mit Stadtrat Marek, dem Stadtrat für äussere Sicherheit unterhalten.»
Ha! Äussere Sicherheit, cleverer Ghul, das musste man ihm lassen.

Als nächstes sollten wir also tatsächlich zu Stadtrat Ymir, dessen Tür offen stand, als wir Mareks Büro verliessen. Tappser beugte sich zu mir herunter und raunte mir grollend zu: «Das wird jetzt bestimmt lustig!»
Ich kicherte, nicht ganz von Tappsers Humor überzeugt.
Die Sekretärin Mareks verbeugte sich, bevor sie sich wieder in ihr Büro zurückzog.
In Ymirs Raum sass ein stattlicher Gnom mit weissen Haaren vor uns. Er war tatsächlich der Ghul, wirkte jedoch sehr freundlich.
Tappser schilderte ihm seine Geschichte zum x-ten Mal und wir erzählten ihm auch gleich von den Echsenwesen. Ymir war erfreut und sehr freundlich und fragte uns, ob wir uns der Problematik annehmen wollten.
«Das Versteck suchen könnten wir eventuell, doch wir haben ernsthafte Bedenken, uns als so kleine Gruppe einem Vampir entgegenzustellen. Aber das Versteck…mit viel Vorsicht…»
Stadtrat Ymir versprach uns auch eine Belohnung. Na, mal sehen wie weit wir kommen würden, vielleicht konnten wir noch irgendwo verstärkung finden?
Ymir gab uns noch den Tipp, die Magierschule zu besuchen, dort könne uns vielleicht jemand weiterhelfen oder etwas hilfreiches mitgeben, was im Kampf gegen einen Vampir von Nutzen sein könnte.
Tappser rannte unterdessen noch einmal zu Marek rein, sagte kurz und knapp, dass Ymir definitiv ein Ghul sei und huschte gleich wieder hinaus. Er hinterliess einen ziemlich geschockten Marek. Das Gesicht hätte ich gerne gesehen! Da hatte er wohl doch Recht gehabt mit seiner Vermutung.

Auf dem Weg zur nächsten Taverne berieten wir uns, wie wir das Vampirversteck finden könnten.
Cinar wusste, dass, wenn man einen Vampir oder seinen Diener besiegte, sich dieser in eine Staubwolke verwandelte. Diese kehre ohne Umschweife in das Versteck zurück, um dort zu regenerieren. Nur da könne man ihn mit einer magischen Waffe oder einem Holzpflock besiegen. Natürlich würde auch Sonnenlicht einen Vampir zur Strecke bringen können, doch ihre Verstecke waren logischerweise immer sehr gut davor geschützt.
Zufälligerweise hatte Tappser ja ein paar Pflöcke in unserer magischen Tasche und verteilte diese an Tara und mich, Cinars Waffe war ja magisch.
Dann assen wir erst Mal zu Mittag. Für mich das Tagesmenu ohne Fleisch, was ich mit Silvie und Maturin teilte.

Gestärkt rätselten wir dann, was wir als nächstes tun sollten. Wir konnten theoretisch auch einfach alles liegen lassen, meinte jemand, und uns nach Sundabar aufmachen.
Auf diese Idee wäre ich nicht einmal gekommen! Ich war dafür, die Stadt nicht schutzlos zu lassen und zumindest versuchen zu tun, was wir konnten.
Plötzlich fielen uns die Greifenreiter von heute morgen wieder ein und wir beschlossen, diesen auf den Grund zu gehen. Vielleicht konnten uns diese irgendwie helfen. Auf dem Markt könnten sie gelandet sein, dort wäre ja theoretisch genug Platz gewesen für eine Greifenlandung.

Auf dem Weg dorthin hörten wir Greifengekreische. Es kam aus einem Gebäude, über dessen Tor gross «Greifenschule» stand. Aha!
Als wir davor standen, kam ein Elf heraus und machte uns das Tor auf. Die Greifen von heute früh kamen wohl vom Tiefen Schlund, also nicht aus dem Kriegsgebiet. Über die Netherberge würden die Greifen nicht fliegen, meinte der Elf, da tobe ja der Krieg. Schliesslich waren die Greifen und ihre Reiter in Ausbildung. Sie flögen höchstens auf die Berge hinauf.
«Eigentlich ist das eine gute Idee! So in zwei Tagen könnten wir wieder mal zu den Netherbergen aufbrechen. Wir könnten euch theoretisch auch mitnehmen, für 100 Gold pro Person.»
Das klang doch fair! So würden wir uns einiges an Weg ersparen.
Tappser lud Tara noch zu einem kleinen Rundflug ein, währenddessen Cinar und ich uns mit dem Greifenschulelfen unterhielten.

Als nächstes machten wir uns auf zur Magiergilde, die Ymir uns genannt hatte. Dort könnten wir noch weitere Informationen dazu finden, wie man einen Vampir besiegen oder aufspüren konnte.
Dort angekommen klopfte Cinar an und die Tür wurde aufgemacht. Wir wurden willkommen geheissen und schnell eingelassen. Das Haus war drinnen grösser, als es von draussen aussah! Wow!
Im Foyer stand ein Brunnen, der sich über zwei ganze Stockwerke erhob und mit türkisfarbenem Wasser gefüllt war. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen und rannte unter den überraschten Augen unseres Einlassers direkt hin und nahm einen Schluck.
«Meine Lieblingsfarbe!», rief ich noch, als würde das irgendwas erklären. Ich fühlte mich total erfrischt, als könnte ich Sträucher ausreissen!
In dem Gebäude war es zwar sehr ruhig, doch waren viele Elfenmagier, ein Mensch und ein Halbling zugegen.

Bild von FelixMittermeier auf Pixabay

Wir befragten den Magier, der uns eingelassen hatte nach einer guten Taktik, um ein Vampirnest zu finden. Er meinte, es wäre wohl am ungefährlichsten (aber immer noch sehr tödlich und gefährlich), dem Vampirdiener eine Falle zu stellen, um so ans Ziel zu gelangen. Am besten sollten wir dies kurz vor dem Morgengrauen tun, da er dann wenig Zeit hätte, zum Versteck zurückzukehren und möglicherweise Fehler beging.
«Der Brunnen», erklärte er uns beiläufig, «füllt magische Kraft bei Geschöpfen und Dingen wieder auf.»
Sofort rannte Tappser hin und hielt seinen Ghulfindering ins Wasser, um die Magie wieder aufzufüllen. Dann benutzte er den Ring sofort, nur um herauszufinden, dass in einer Ecke ein Ghul sass. Die Kapuze ins Gesicht gezogen. Schnurstracks ging unser Mr. Felidae auf ihn zu, um sich mit ihm auf seine ganz eigene anklagende Weise zu unterhalten. Doch er erfuhr nichts wirklich Brauchbares.
Dann wollte er noch einen magischen Dolch bestellen, wenn wir schon bei der Quelle waren. Es würde einige Zeit brauchen, so einen Dolch herzustellen. Also hatten wir ein paar Stunden, uns die Zeit zu vertreiben. Wir suchten einen Tempel auf, um ein paar Fläschchen Weihwasser zu holen. Das war immer nützlich. Und als heilbegabtes Magiegnomi bekam ich das umsonst. Der Tempeldiener übergab jedem ein Fläschchen Weihwasser. Für ein kleines Schwätzchen war auch noch Zeit.
Gegen Einbruch der Dämmerung trafen wir wieder bei der Magiergilde ein, um Tappsers Dolch abzuholen.
Dann überreichte mir ein Magier ein Fläschchen abgefülltes Sonnenlicht! Das hatten sie noch im Archiv gefunden! Woooooooow! Ich würde zu gerne dieses Archiv mal sehen!
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah und bedankte mich umständlich (das heisst, stotternd, wie immer, wenn ich nicht wusste, was ich sagen soll).

Nun wurde unser Plan für die Vampirnestsuchaktion konkret:
Wir wollten die Nacht beim netten Gelwarin verbringen, noch vor dem Morgengrauen aufstehen und dem Vampirdiener nördlich der Stadt eine Falle stellen. Also…ich sollte den Lockvogel spielen. Das hatte ich nun davon, dass ich immer allen helfen musste. Immer auf die Kleinen!

Photo by Emmanuél Appiah on Unsplash

Mitten in der Nacht standen wir also wieder auf und begaben uns zum Nordtor, hinaus aus Loudwater. Die Wachen schauten uns nach, als wir etwas angespannt in Richtung des Bauerndorfes spazierten.
Kurz vor Sonnenaufgang bemerkten wir, dass ein Gebüsch verräterisch raschelte. Cinar ging unerschrocken direkt darauf zu und wurde plötzlich angegriffen. Es war der Vampirdiener! Gleich hinter dem ersten Busch! So viel zu unseren ganzen Anlocklockvogelplänen.

Ich versuchte als erstes, den Diener zu paralysieren, doch schnell und flink wie er war, entging er mir.
Er biss Cinar und versuchte, ihn mit seinen Klauen zu kratzen.
Tappser griff ihn jedoch schnell mit seinen beiden Dolchen an. Das gefiel ihm überhaupt nicht und er fauchte wütend auf.
Tara schoss auf ihn.
Cinar zog sein Schwert und schnitt ihm durch das Fleisch, und noch ein Schlag! Der Vampirdiener sah schon gar nicht mehr gut aus.
Doch als er (bzw. sie, es war ein menschliches Weibchen) Cinar wieder biss, schien es ihr augenblicklich wieder wesentlich besser zu gehen. Sie griff nochmals an und traf Cinar hart.
Daraufhin schnitt Tappser ihr nochmals durchs Fleisch. Der magische Dolch hatte sich gelohnt!
Tara schoss als nächstes wieder mit ihrem schauderhaften Geschoss, schleuderte die Dienerin zehn Meter durch die Luft, danach rutschte sie noch weiter über das Feld und hinterliess eine tiefe Kerbe.
Der Materielle Körper der Dienerin verschwand und an dessen Stelle entstand eine Rauchwolke.
Phuu hatten wir ein Glück! Das hätte auch ganz anders aussehen können! Doch keine Zeit, uns von Mielikki begünstigt zu fühlen! Die Rauchwolke hatte sich schon auf den Weg gemacht! Schnell hinterher!

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