Abbildung eines bunten Hirnschemas
Ernährung,  Gesundheit

Alzheimer

Alzheimer und andere Arten von Demenz nehmen immer mehr zu. Es ist die am schnellsten zunehmende neurodegenerative Erkrankung in der westlichen Welt. Momentan betrifft die Krankheit etwa 55 Millionen Personen weltweit. Auch ich merke das täglich in meiner Arbeit im Altersheim. Täglich kommen mehrere Anfragen zur Unterbringung einer Person mit einer Form der Demenz. Und es werden ständig mehr.

Es gibt keine Heilung für Demenz. Lasst das mal einsinken. Es gibt keine Heilung für Demenz, egal welcher Form. Ich selbst werde täglich mit den Folgen der Krankheit konfrontiert und sehe, wie sich die Pflegenden aufopferungsvoll um jene Menschen kümmern, die sich nicht mehr selber versorgen können. Seien dies die Angehörigen, die durch ihre Mutter oder Grossmutter schon gar nicht mehr erkannt werden, das Pflegepersonal oder die Betreuungsassistenten in unserer Einrichtung.

Auch, wie die Krankheit voranschreiten kann habe ich an mehreren Betroffenen erlebt. Wenn langsam das Erinnern schwer fällt, die Vergesslichkeit zunimmt, dann die Orientierung schwindet, sich die Persönlichkeit komplett verändert, bis hin zum Verlust der Sprache, der Rollstuhlabhängigkeit und komplettes Angewiesen sein auf die Aussenstehenden inklusive des Verlusts der Fähigkeit, selbständig zu essen. Es ist ähnlich wie ein rückwärts altern, in seiner schlimmsten Form. Doch irgendwann gehen bei allen auch die basalsten Dinge wie die Kontrolle der Atmung verloren und die Person stirbt.

Es gibt mehrere unterschiedliche Formen der Demenz, wobei die Alzheimerdemenz die häufigste Form darstellt (ca. 70% aller Fälle). Außerdem gibt es die vaskuläre Demenz, Lewy-Body Demenz, Parkinsondemenz als Folge von Parkinson, Korsakow-Demenz als Folge von exzessivem Alkoholkonsum und weitere Formen.
Gemeinsam ist allen die zunehmende Abnahme der Hirnmasse und das Absterben von Hirnzellen, was dazu führt, dass die Person in ihrer Denkkapazität eingeschränkt ist, das Erinnerungsvermögen abnimmt, Konzentrationsstörungen auftreten, Überforderung in sozialen und alltäglichen Situationen zunimmt, und später, wenn auch grundlegendere Funktionen eingeschränkt werden, Tod.

Lisa Genova, eine amerikanische Neurowissenschaftlerin, die an der Harvard Universität in Neurowissenschaften promovierte und mehrere Bücher zum Thema geschrieben hat, verlor ihre Großmutter an Alzheimer. Sie forschte viel zur molekularen Ebene der Krankheit und schrieb ein Buch aus der Sicht einer Frau, die an Alzheimer erkrankt, welches im amerikanischen Raum ein grosser Erfolg wurde: «Still Alice», es wurde auch verfilmt (deutscher Titel: «Still Alice – Mein Leben ohne gestern», 2014, wofür die Hauptdarstellerin, Julianne Moore im darauffolgenden Jahr einen Oskar gewann). Auch im deutschsprachigen Raum wurde in den letzten Jahren das Thema in einigen Filmen aufgegriffen. Durch den Film «Honig im Kopf» wurde beispielsweise der Verlauf der Krankheit einem breiten Publikum näher gebracht. Auch «Wie ein einziger Tag» ist ein sehr berührender Film.
Wichtig ist ein Perspektivwechsel, wenn man eine Alzheimerdiagnose erhält; dass man nicht «an Alzheimer stirbt», sondern «mit Alzheimer lebt»!

Was passiert genau bei Alzheimer?

Beta-amyloid Plaques bilden sich zwischen den Neuronen, sodass deren chemische Kommunikation untereinander gestört wird.
Das so genannte Tau-Protein bildet sich innerhalb der Neuronen und blockiert so die Zellkommunikation. Ganze Regionen können sich dadurch verkleinern, schrumpfen oder sogar absterben. Dies sind aber nur zwei neurobiologische Marker für Alzheimer, wenn die Krankheit schon entstanden ist.

Dr. Charles DeCarli, M.D., der Direktor des «UC Davis Health» Zentrum für Alzheimerforschung zählt viele Komponenten auf, die zu Alzheimer und Demenz führen können: Umweltgifte, comorbide Prozesse, wie andere Erkrankungen, genetische Prädisposition, sozioökonomische Faktoren, Ernährung und vieles mehr kann einen Einfluss auf die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit haben.
Laut Dr. DeCarli kann sich das Gehirn bis in den 40ern weiter entwickeln, bevor es in eine so genannte «Erhaltungs-» oder «Wartungsphase» eintritt. Dann, wenn bei vielen Menschen heutzutage schon chronische Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, etc. diagnostiziert wird. Alles grosse Risikofaktoren für Demenz. Gerade kardiovaskuläre Krankheiten (Herz- Kreislauferkrankungen) und Demenz haben viele überlappende Risikofaktoren und hängen wahrscheinlich zusammen.
Genetische Risikofaktoren wie ein oder mehrere Kopien des ApoE4-Gens spielen auch eine Rolle, wobei dies nicht 100% als kausal (also die Krankheit verursachend) nachgewiesen ist. Das Gen ist vor allem am Lipidmetabolismus beteiligt, steuert also Vorgänge im Körper wie mit Fetten umgegangen wird. Hohe Fett- bzw. Cholesterinwerte in jemandes 40ern hängt mit einem erhöhten Alzheimerrisiko zusammen. Mit einer Kopie des Gens hat man ein 2-4faches Risiko an Alzheimer zu erkranken, mit zwei Kopien des Gens schon ein bis zu 12faches Risiko.

Frauen haben ein erhöhtes Risiko für Alzheimer wegen der Menopause, entdeckte Dr. Lisa Mosconi. Prämenopausale Frauen können schon eine andere Hirnphysiologie mit mehr Plaques aufweisen, als gleichaltrige Männer. Je früher eine Frau in die Menopause kommt, desto höher ist ihr Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron sind wichtig für die Hirngesundheit. Weibliche Gehirne sind voll mit Östrogenrezeptoren, die die Gesundheit beeinflussen können.

Es ist nie zu früh für Vorsorge

Prävention ist der Schlüssel zur Alzheimerpandemie! Dr. Lisa Mosconi sagt: «Deine Gesundheit in deiner Lebensmitte ist die beste Prognose für deine Gesundheit im Alter.»

Das Gehirn ist wie ein Muskel und muss trainiert werden, um stärker und resistent zu werden. Nicht umsonst ist eine geringe Bildung als Risikofaktor für Alzheimer bekannt. Etwas neues zu lernen ist heutzutage einfacher denn je. Mit Universitäten, die ihre Vorlesungen online öffentlich verfügbar machen, unzähligen Lern-Apps für Sprachen, YouTube Tutorials für jegliche Hobbies von Häkeln bis Klavierspielen und Noten lesen lernen, findet jede Person etwas Neues, was sie begeistern kann.

Eine Ernährung basierned auf pflanzlichen Lebensmitteln und Omega-3 Fettsäuren und Antioxidantien ist eine der besten Möglichkeiten der Prävention. Die Mediterrane Ernährung, MIND, DASH und vegane, pflanzenbasierte Ernährungsformen unterstützen die kognitive Gesundheit langfristig.

Auch sportliche Betätigung wie Laufen, Wandern, Tanzen, Gewichtstraining, etc. spielt eine grosse Rolle in der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen. «Never skip leg day!», da die Beinmuskeln eine unglaublich wichtige Rolle in der Hirngesundheit spielen. Mehr Beinmuskeln = gesünderes Gehirn!

Gönn dir auch ne Pause! Viele von uns sind heutzutage ständig gestresst und haben den Kopf voll von To-Do’s. Doch einfach mal «lekker niksen», wie die Niederländer sagen, also nichts tun und dem Kopf einen Moment zum Durchatmen geben ist genau so wichtig für die mentale und kognitive Gesundheit, wie die grauen Zellen zu fordern.

Schlaf. Während des Schlafens ist grosser Hirnputz angesagt. Schadstoffe und Abfallstoffe der Hirnprozesse werden während der Nacht aus dem Hirn abtransportiert, sodass du morgens frisch und mit klarem Verstand aufwachst.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen nur zu Informationszwecken und sind nicht zur Diagnose oder Behandlung einer Krankheit zu verwenden.

Dieser Beitrag basiert größtenteils auf einer Podcastfolge der Neurologen Dean und Ayesha Sherzay: Your brain on Alzheimer’s

Beitragsbild: Bild von Elisa auf Pixabay

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