verschiedenförmige Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 44 – Schnulzen und Nieser

Wir machten uns auf zur Hall of Records, die wir ja schon gut kannten, mit den klimatischen Zonen um den grossen Turm in der Mitte herum. Drinnen hingen überall die altbekannten Metalltafeln. Eigentlich wollte ich Cinar oder Tappser den nächsten Umschlag zustecken, damit mal jemand anderes die Einladung weitergeben konnte. Doch die beiden rümpften nur die Nase. «Ich hab doch schon».
Und dann hatte plötzlich Eule den Umschlag in der Klaue.

Sie ging schnurstracks auf die Rezeption zu und legte den Umschlag wortlos hin. Ich musste also doch aushelfen, da Eule der Rezeptionistin nicht wirklich viel mehr dazu zu sagen hatte. Die Dame drückte nach meiner Erklärung an ein paar Knöpfchen und Hebelchen herum, wobei Cinar etwas blass im Gesicht wurde. Knopfdruck-PTBS? Gibt’s bestimmt! Dann lenkte uns die Dame um die runde Rezeption herum zur grossen Röhre.
«Ihr könnt gern herauffahren, Herr Golden erwartet euch.»
Wir betraten die Levitationsplattform im Inneren der grossen Röhre.

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Die Plattform knirschte ganz leicht bevor sie begann, sich hinaufzubegeben. Was für ein seltsames Gefühl, fast wie schweben! Wir fuhren durch die Decke und landeten dann im oberen Stockwerk. Es war sehr edel und im starken Kontrast zum öffentlichen Bereich mit viel Gold geschmückt. Wie eine Villa.
«Wooow», entfuhr es mir.
Oben lag weicher roter Teppich. Gänge gehen in alle 4 Himmelsrichtungen ab. Am liebsten hätte ich mich hingelegt, konnte aber knapp der Versuchung widerstehen.
«Hier ist ja alles golden, wo könnte denn der Herr Golden sein?»
Kaum hatte ich fertig gesprochen, fingen die Gänge an, sich um uns herum zu drehen, bis ein Gang vor uns stehen blieb.
«Ohmann, doch wieder laufen», regte sich Cinar auf. «Ich hatte mich schon gefreut.»
Am Ende des Ganges war eine Tür, woran ein Schild mit der Beschriftung «Patron Golden» hing. Eule klopfte.
«Herein!», ertönte es von drinnen und Eule öffnete dir Tür. Schnell schlüpften wir hinter ihr in das Büro. Hinter einem Schreibtisch sass ein korpulenter Mann mit schwarzem Bart in einer dunklen Seidenrobe. Eule überreichte ihm den Brief mit dem Kommentar «Ich finde, den sollten alle Fated lesen.»
«Herr Darkwood ist aktuell nicht zu sprechen, von daher übernehme ich seine Aufgaben», erklärte der Mann. Er war tatsächlich Herr Golden. Nachdem er den Brief gelesen hatte, wandte er sich wider an uns. «Klingt erst mal interessant, aber ich weiss nicht, ob wir uns da aktuell sehen. Wenn ich schon sehe, dass alle Fraktionen, inklusive Harmonium und Revolutionary League eingeladen sind und das Harmonium die Einladung geschrieben hat, sehe ich dieses Vorhaben jetzt schon als gescheitert.»
«Aber nur so kann auch die Revolutionary League ihre Unschuld beweisen, falls sie nicht an allem, dessen sie bezichtigt werden auch wirklich schuldig sind.»
«Hm, ja, das wäre aktuell nötig. Wer würde denn moderieren?»
«Der Transcendent Order.» «Hm. Das ist durchaus eine gute Idee. Nun, wir könnten vielleicht doch eine kleine Delegation hinschicken. Welche Fraktion vertretet ihr denn?»
«Die Bürger Sigils.»
«Oh, sehr löblich, vielleicht solltet ihr dann die Moderation übernehmen!»
«Hmm…vielleicht…»
«Nun, ich danke euch. Wenn sich etwas ergibt, meldet euch gerne wieder bei mir», und er wies uns an, hinauszugehen.

Zurück auf der Levitationsplattform fragte Tappser beiläufig, wo die Toiletten seien. Plötzlich begann sich der Ring um die Plattform mit den Gängen wieder zu drehen, bis Tappser vor einer Tür stand. Dahinter waren tatsächlich Toiletten! So funktionierte das hier also! Eule musste es auch gleich ausprobieren: «Hmmm, wie man wohl nach Faerûn kommt?»
Wieder drehte sich alles und dann stand Eule vor einer weiteren Türe. Sie öffnete und dahinter lag ein Raum mit Regalen und vielen Tafeln darauf, wie sie unten an den Wänden herumschwirrten. Ein paar Elfen waren auch damit beschäftigt, Tafeln in Pakete für die Röhrenpost des Hauses zu verpacken und abzuschicken, oder andere Tafeln wieder einzuräumen.
Eule nahm ein Tafe in ihre Pranke, konnte sie aber nicht lesen, da sie auf zwergisch verfasst war. Tappser konnte die Schrift zwar lesen, doch ergaben die worte darauf keinen Sinn für ihn.
«Tappser was liest du denn da für Schnulzen vor?!», beschwerte sich Cinar.
«Was? Das war doch nur sinnloses Gebrabbel!»
«Nein, das war Primordial. Eine Legende, die von Faerûn handelt und die Liebe zwischen einem Wasser- und einem Erdelementar beschreibt, die sich niemals berühren können. Und du solltest dringend an deiner Aussprache arbeiten.» Eule stellte die Tafel wieder an ihren Platz zurück. Tappser fragte eine der Elfen, wo wir uns gerade befanden.
«Naja, in der Hall of Records im privaten Bereich. Hier ist der Raum mit den Informationen zu Faerûn. Ähm, wie kommt ihr überhaupt hierher?»
«Also eigentlich wollten wir wieder nach unten aber irgendwie hat sich hier alles so komisch gedreht…»
«Nunja, ihr müsst auf der Levitationsplattform nur daran denken, dass ihr hinunter wollt, dann passiert das von alleine.»
Gesagt getan und kurze Zeit später standen wir wieder auf sicherem Boden.

«So, das waren dann die drei Briefe, die wir heute austeilen wollten», stellte Eule fest.
«Und du wolltest heute auch vor dem Schlafengehen eine gewisse Uhr ausrüsten, Yara.», erinnerte mich Cinar.
«Ja, na dann lasst uns Eule zum Glashaus bringen und ich lege mir dann die Uhr in der Sicherheit unseres Zimmers in der Taverne an.»
Auf dem Weg sahen wir nochmals bei der von uns begrünten Kunstschule vorbei. Vieles war schon wieder entfernt worden, aber eine Wand war noch bewachsen. Allerdings hatten die Schüler sie natürlich für ihre kreativen Ergüsse gentutzt und eine Art Relief aus den Blättern gemacht. Ich war begeistert.
Während wir weiter gingen, fiel Tappser eine ominöse Gestalt auf, die in einem Kellereingang verschwand. Sie trug einen Beutel bei sich, in der er es hatte glitzern sehen.
«Lasst uns hinterher gehen, das wird bestimmt lustig!»
«Ja! Los, hinterher! Glitzer!»
«Haben wir denn noch Zeit? Es klingt jedenfalls interessant!», Eule war kampfeslustig.
Wir schickten Nilo vor, um Meld Bescheid zu sagen, falls wir uns verspäten würden.
«Los Tappser! Du bist doch so gut im Türen aufmachen!»
Die Tür zum Keller schien wieder verschlossen zu sein. Kurzerhand hob Tappser sie einfach aus ihren Scharnieren raus. Es war eine Kette von Innenseite zwischen Türe und Rahmen angebracht.
«Hier, halt mal kurz Cinar, machst du dann hinter uns zu?», drückte Tappser ihm die Tür in die Hand. Etwas verdutzt dreinblickend hielt er sie, während wir alle reinflitzten und stellte sie hinter uns wieder ab.

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Drinnen ging eine schmale Treppe nach unten. Es war sehr dunkel. Unten war dumpfes Geklimper zu hören. Wir schlichen Tappser hinterher, der die obersten Stufen schon lautlos hinter sich gelassen hatte.
Plötzlich kitzelte etwas in meiner Nase. «HATSCHIIIIIIIIIIII! Oh-MANN dieser Staub!»
«HUUUCH ERSCHRECK MICH DOCH NICHT SO!», fuhr mich Eule an.
Cinar stolperte und HOLTERDIPOLTER, hüpfte er ein paar Stufen hinunter, um das Gleichgewicht nicht gänzlich zu verlieren. «Gut, dass ich die Tür offen gelassen habe.»
So kamen wir hinunter in einen Keller, der komplett aus Natursteinen gefertigt war. Vier Säulen trugen das Gewicht darüber. Scheinbar wurden hier Weinfässer oder ähnliches gelagert. Plötzlich rannten wir mehreren Gestalten vor die Füsse. Wie die wohl bemerkt hatten, dass wir hier waren? Sie fummelten auch schon an ihren längst gezogenen Waffen herum. Ich sah Dolche und Bögen und andere scharfe und spitze Sachen.
«Eule, ich befürchte, du wirst dich doch ein wenig verspäten.»
«Ach, das geht schnell. Und dann habe ich mir wenigstens das Essen auch verdient.»

Tatsächlich dauerte der Kampf dann doch etwas länger, als Eule prophezeiht hatte. Arthur erlitt schwere Verletzungen und hatte zwischendurch deswegen sogar das Bewusstsein verloren! Komischerweise lösten sich die Gegner beim Besiegen alle in Rauch auf. Ich war allerdings zu müde, um da näher darüber nachzudenken.
Einer der Gegner hinterliess eine Sichel. Sie war tatsächlich magisch und verlieh demjenigen, der sie trug grössere Agilität im Kampf, sodass er mehrere Gegner damit treffen konnte. Ich übergab sie bereitwillig Tappser, er konnte damit am meisten anfangen. Irgendwie lag auch die verhallende Magie der Schattenkreaturen noch im Keller.
«Siehst du das Glitzerding hier irgendwo herum liegen Tappser? Das was der eine bei sich hatte?»
«Nein, das wollte ich noch suchen!»
Wir durchsuchten den Keller und es war Cinar, der den Beutel fand. Er war voller Schmuck und auch die Kristallkugel und der Knochenring von dem Artefaktestand waren darin! Ich steckte einen Saphir und ein Amulett mit einem kleinen grünen Stein ein, bevor wir uns dahin begaben, wo Eule mit Meld verabredet war.
Wir trafen sogar fast rechtzeitig ein und konnten auch Nilo dort wieder einsammeln.
«Viel Spass Eule!», verabschiedete ich sie mit einem Tappsen auf den Rücken (jedenfalls da, wo ich hinreichen konnte).
Tappser wollte die Nacht auch mal wieder mit Eleanore verbringen, also gingen Cinar und ich in die Gaststätte, wo wir schon ein paar Nächte verbracht hatten. Noah begleitete Tappser, Nilo ging mit Meld und Eule mit und Arthur wollte Cinar und mir folgen, um sich in der Taverne von den Verletzungen zu erholen.

Während wir aber noch alle anwesend waren, zog Meld ein längliches Geschenk aus seiner Tasche und gab es Eule.
«Oh! Ein Karton!», freute sie sich und biss hinein.
«Nein, das ist zum aufmachen, nicht zum Essen!»
Sie riss die Verpackung auf und machte dabei leider die kleine Schatulle kaputt, die sich darin befand. Es blieben eine silberne Gabel und Messer zurück.
Dann zogen die beiden von dannen, Meld wollte Eule einen kleinen Mitternachtsmarkt zeigen.
«Bring uns was mit Eule!», flüsterte ich.

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